Ich kann nicht umhin, kurz innezuhalten: Zum Durchatmen, weil God of War Ragnarök dies grafisch irre Action-Achterbahn quer durch die neun Reiche geworden ist, die ich mir erträumt hatte. Aber auch zum Resümieren und Staunen, wie unglaublich weit dieses Medium seit Colossal Cave Adventure, Pong & Co. gekommen ist. Dieses PS5-Spiel von Sony Santa Monica ist – Butter bei die Fische – das beste Game, das ich je gespielt habe! Damit übertrifft es den brachial starken Vorgänger und meine heilige Kuh
Shenmue ebenso wie
The Last of Us: Part 2,
Zelda: Breath of the Wild und sogar
Super Mario Galaxy. Ja, ein dämlicher Vergleich, aber als Spieler hat man halt so seine ganz großen Lieblingsgames – und in diese Riege reiht sich Ragnarök mal eben ganz locker ein. Vom immer noch nicht optimalen Waffen- und Upgrade-Menü sowie dem minimal gehetzten Finale abgesehen (dem es nicht gelingt, alle Story-Stränge und Figuren perfekt abzubinden), sehe ich da derzeit keine Luft mehr nach oben. Die Geschichte ist mitreißend, emotional und wendungsreich, die Spielwelt von vorne bis hinten toll designt und klug aufgebaut. Dazu kommt ein brachial wuchtiges, facettiertes Kampfsystem, das mit neuen Feintuning-Optionen und durch die Verteilung auf mehrere Schultern das bisher beste der ganzen Reihe ist. Obendrein ist God of War Ragnarök ausgesprochen umfangreich, grafisch herausragend schick und bis ins letzte Detail poliert, plus es klingt auch noch konkurrenzlos gut. Diese im besten Sinne verhängnisvolle Kombinationen aus so vielen Pluspunkten, so vielen großen Stärken, so viel Drama, Action, Grafikpracht, Power, Kreativität und Liebe zum Detail kann nur zu einem führen: zur höchsten Spielspaß-Wertung, die wir bei 4Players jemals vergeben haben.
Zweites Fazit von Boris Connemann:Eins vorweg: Ich muss euch von God of War Ragnarök abraten! Das hat einen einfachen Grund, den man allerdings nicht bei vielen Spielen erlebt: Denn man ertappt sich dabei, dass man während des Zockens schon daran denkt, dass dieses wahnsinnig tolle und hochspannende Abenteuer irgendwann ein Ende haben wird – also legt man das Spiel wieder zur Seite, um den Credits ein Weilchen länger entgehen zu können und sich auf die nächste Session zu freuen. Zum stumpfen Runterspielen ist das Magnum Opus der Sony Santa Monica Studios einfach viel zu schade! Allerdings ist es für ein besseres und gänsehautfördernderes Spielerlebnis absolut unabdingbar, den Vorgänger gespielt und beendet zu haben. Ansonsten kann Ragnarök zwar spielerisch und technisch auf allerhöchster Ebene begeistern, der Bezug zu Charakteren und Spielwelt fehlt allerdings – und nimmt dem Titel damit die erzählerische Tiefe und Kraft. Ebenfalls muss Erwähnung finden, dass es in Ragnarök kein einziges Spielelement gibt, das auf Dauer nervt oder in Arbeit ausartet. Kämpfen, Erkunden, Rätsel lösen und jede Stunde eine nachhaltig wirkendende Überraschung erleben – das ist der Mix, der Action-Fans rundum glücklich macht. Auch die vielzitierte Diskussion um die Last-Gen-Variante für PlayStation 4 findet in Ragnarök eine passende Antwort: Denn die dadurch entstandene Luft nach oben, macht es möglich, dass das Spiel auf der PS5 im Performance Modus mit VRR und unbegrenzter Bildrate bis 120 fps bei einer Auflösung von 1440p stellenweise an eben dieser Marke kratzt – und so ein unfassbar flüssiges, sauberes und knackscharfes Spielerlebnis bietet. Dabei ist es offensichtlich, dass optisch hier auch bei mit einer nativen Current-Gen-Version kaum mehr zu holen gewesen wäre. God of War Ragnarök ist eines der hübschesten und ansehnlichsten Spiele, die es gibt – das schließt auch Titel wie das Remake von
Demon's Souls,
Returnal oder
Ratchet & Clank: Rift Apart mit ein. Alles fügt sich alles zusammen: Die Kälte des Fimbulwinters ist auch in der realen Welt langsam aber sicher zu spüren, es wird früher dunkel und die Stunden vor dem TV im Wohn- oder Spielzimmer werden länger und länger. Wie von einem Gott geschickt kommt dann ein Spiel, das sich wie aus einem Guss an diese Gegebenheiten anschmiegt und den Spieler auf eine absolut unvergessliche Reise mitnimmt, deren Tragweite, Spielspaß und technische Perfektion noch sehr lange die goldene Krone der Videospiel-Entwicklung tragen werden.
"Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?"