Pro Evolution Soccer 2016 zelebriert richtig guten Fußball. Offensichtliche Änderungen wie etwa neue Aktionen am Ball oder kreative Modi gibt es zwar nicht, aber auf dem Platz hat Konami die bereits letztes Jahr überzeugende Spielmechanik weiter reifen lassen: die Zweikämpfe sind physikalischer, die Ballkontrolle ist präziser, die Tempowechsel wirken authentischer und die KI hat sich nicht nur im Laufverhalten sowohl defensiv als auch offensiv erheblich verbessert, sondern ist endlich auch wieder ein fordernder Gegner ab der vierten Stufe. Nur die Torhüter fallen mit ihrer Blindheit für die kurze Ecke ebenso negativ auf wie das neue Kommentatoren-Duo mit seinen Übertreibungen oder Phantomtoren. Aber geschenkt, man kann ja auf Englisch wechseln. Apropos: Offline in der Meisterliga ist es zwar okay, dass die Schiedsrichter es englisch blutig mögen, aber online nervt das gewaltig, denn selbst rüdes Einsteigen wird kaum gepfiffen, so dass aggressives Checken an der Tagesordnung ist. Stadion- und Fankulisse können zwar nicht mehr den großen Schritt wie im letzten Jahr machen und der neue "manuelle Torjubel" ist komplett überflüssig, aber es gibt plötzlich einsetzenden Regen mit spürbaren Folgen, mehr animierte Emotionen und etwas Flutlichtzauber. Abseits der bekannten Lizenzlücken mit nur drei deutschen Clubs bleiben weitere Wünsche offen: Für ein Sportspiel im Jahr 2015 ist die Regie in der Karriere immer noch ein steriler Witz - man wird nicht zur Legende, sondern erlebt nur Langeweile. Schade auch, dass man im Training nur Altbekanntes auffrischt, aber immer noch nicht gezielt alle Dribblings, Finten & Co üben kann, die doch für so wunderbare Momente sorgen können. Ich freue mich über die endlich modernisierte Meisterliga mit ihrer neuen Dynamik, aber die bleibt leider offline und zeigt Widersprüche in der Regie. Der auf Sammelreize und Mikrotransaktionen setzende myClub-Modus kann mich auch dieses Jahr dagegen nur langweilen. Und ich soll bei einem Vollpreis-Sportspiel, das sich nicht vollwertig, sondern nur teilweise weiter entwickelt hat, nochmal Geld für diesen Schnickschnack zahlen? Nein danke! Aber dieses Jahr hat Konami endlich den Online-Service samt Netzcode so im Griff, dass man Ranglistenspiele ohne Probleme austragen kann. Was die reine Spielmechanik betrifft, hat PES 2016 starke Fortschritte gemacht, so dass eine gute Wertung für PS4 rauspringt - die Xbox One hinkt leider technisch etwas hinterher. Wie sich der Fußball im Vergleich zu FIFA 16 schlägt, klären wir demnächst im Vergleich sowie Test.
Aktualisierung vom 24. September:
Warum wird der PC-Fußballer erneut so lieblos abgefertigt? Sorry Konami, aber zum Vollpreis will man auch das volle Spielerlebnis - wir sind von Kulisse und fehlenden Inhalten enttäuscht.
Auch wenn die Spielmechanik solide ist, ernüchtert diese Veröffentlichungspolitik, die Fans mit dreierlei Maß bedient und gerade auf dem technisch stärksten System die schwächste Präsentation inszeniert.