Xenoblade Chronicles ist seit Langem das erste richtig gute Spiel für die Wii. Selbst geübte Rollenspieler verbringen gut und gerne 50 Stunden mit dem Spiel, wer sich für die zahlreichen (wenn auch meist recht einfallslosen) Sidequests begeistern kann, darf diesen Wert gut und gerne noch einmal verdoppeln.
Dabei schafft es das Spiel, den Spieler mit einer Story an die Konsole zu fesseln, die zwar genre-typisch vor Pathos nur so trieft, dafür allerdings mit interessanten Charakteren zu punkten versteht. Auch optisch wird man verwöhnt - so eine Leistung sieht man auf der Wii höchst selten! Beinahe genauso beeindruckend ist der Sound. Die Musikuntermalung passt in den allermeisten Situationen perfekt zur Stimmung der Umgebung und die englischen (wahlweise japanischen) Sprecher leisten Hervorragendes, sodass die Charaktere trotz vergleichsweise niedriger Polygon-Zahl "echt" und lebendig wirken.
Gameplay-technisch erfindet das Spiel das Rad des JRPG definitv nicht neu, dazu wiederholt es zu viel Bekanntes und mischt es mit einigen Trends aus Online-Rollenspielen. So werden Questgeber beispielsweise mit Ausrufezeichen über dem Kopf gekennzeichnet und die Fähigkeiten kosten keine Manapunkte oder Sonstiges, sondern verfügen über individuelle Wiederauflade-Zeiten nach Verwendung. Womit wir beim Kampfsystem wären - gerade zu Beginn, wenn alles noch neu ist, wirkt es unheimlich komplex, dynamisch und aufregend. Ein Charakter bringt den Gegner ins Schwanken, der nächste wirft ihn um, der dritte schlägt ihn bewusstlos - es geht Schlag auf Schlag.
Nach rund 30-40 Stunden ist da allerdings stark die Luft raus, es ist alles nur noch Routine und könnte fast genausogut automatisch ablaufen. Echte "Optionen" die Kämpfe anders zu gestalten hat man nicht, das Spiel suggeriert dies zwar überzeugend, letzten Endes läuft es aber immer auf dasselbe hinaus. Man bekommt hier einfach zu wenige taktische Möglichkeiten geboten.
Auch beim Balancing der Charaktere hat man meiner Meinung nach ein wenig daneben gegriffen. Manche Charaktere (insbesondere der Hauptcharakter Shulk) sind im Kampf so wichtig, dass man als rational denkender Rollenspieler gar nicht auf sie verzichten kann (außer man stellt sich selbst die Herausforderung, das Spiel gerade ohne diese Charaktere bestehen zu wollen). Da die Party auf 3 aktive Kämpfer beschränkt ist, reduziert sich der Spielraum für Experimente auf nahezu null.

Insgesamt ein hervorragendes RPG, allerdings sehr repetitiv. Trotzdem eine klare Kaufempfehlung für jeden, der mal wieder ein richtig umfangreiches Rollenspiel angehen will. Nicht vergessen: vorher Batterien kaufen... ;)

PS: Das Spiel zeigt darüber hinaus auf dramatische Art und Weise, wie man als Entwickler die besonderen Steuerungsmöglichkeiten der Wii nutzen muss, damit ein gutes Spiel dabei herauskommt: nämlich gar nicht. Unerklärlich ist mir an dieser Stelle allerdings, warum zwar der Classic-Controller der Wii, nicht aber der Gamecube-Controller unterstützt wird...