von Sören Wetterau,

Auf Indiana Jones and the Great Circle freue ich mich jetzt schon - weil es kaum noch solche Spiele gibt

Indiana Jones and the Great Circle (Action-Adventure) von Bethesda - Bildquelle: Bethesda Softworks
Mit dem ersten Trailer zu Indiana Jones and the Great Circle haben mich Bethesda und Machine Games ziemlich kalt erwischt: Da könnte endlich wieder ein gutes Indy-Spiel entstehen. Aber es ist nicht nur das Fan-Herz, was mich positiv stimmt, sondern auch der Faktor, dass es kaum noch klassische Abenteurerspiele gibt.

Nathan Drake? Seit 2016 im – zugegebenermaßen – wohlverdienten Ruhestand. Lara Croft? Im Sumpf von Shadow of the Tomb Raider verschollen, auch wenn sich ein neuer Titel bei Amazon und Crystal Dynamics in Entwicklung befindet. Gesehen hat man davon nur bislang nichts, und vermutlich wird es auch noch eine ganze Weile dauern, bis Frau Croft wieder prominent in Erscheinung tritt. Es ist also die perfekte Zeit für den eigentlichen Vorreiter zu zeigen, dass er besser in Form ist, als es der letzte Film vermuten lässt. 

Indiana Jones and the Great Circle: Endlich wieder Abenteuer!

Die ersten drei Minuten aus Indiana Jones and the Great Circle zeigen zumindest schon einmal, dass sich das Franchise offenbar nicht in den falschen Händen befindet. Die schwedischen Entwickler von Machine Games stellen ohne Umschweife klar, dass sie die Filme rauf und runter gesehen haben, weshalb sie Indy gar nicht erst in die Gegenwart verfrachten. Stattdessen geht es mit Dr. Jones ins Jahr 1937 voller Rätsel, geheimnisvollen Entdeckungen und Action, wobei die Widersacher natürlich eine Gruppe von Nazis sind. Das Feindbild ist so klar wie die Kloßbrühe am Sonntag, während eine Prise Situationskomik ebenso nicht fehlen darf.



Als Fan der Originaltrilogie, insbesondere des heute immer noch hervorragenden dritten Teils, Indiana Jones und der letzte Kreuzzug, wecken diese rund 180 Sekunden Hoffnung. Es glimmt wieder ein kleiner Funke in mir, der daran glaubt, dass ich tatsächlich noch ein gutes, ganz klassisches Abenteuer geliefert bekomme – und nicht erneut bluten muss, wie zuletzt beim Rad des Schicksals, oder davor noch beim Kristallschädel.

Es hilft natürlich, dass John Williams ikonische Musik den Trailer untermalt und Indiana Jones wie ein junger Harrison Ford aussieht; auch wenn er nicht so klingt, weder im englischen Original noch in der deutschen Sychronisation. Nichtsdestotrotz hat Indiana Jones and the Great Circle das große Potenzial, zahlreiche Fans abzuholen – und sogar noch mehr.

Keine Konkurrenz zu sehen

Wer nämlich wie meine Wenigkeit gerne von realistisch inszenierten Setpieces zu Setspieces springen sowie unterwegs Action und Rätsel erleben möchte, der sitzt seit einigen Jahren ganz schön auf dem Trockenen. Mit Uncharted 4: A Thief's End hat sich Naughty Dog schon Mitte des letzten Jahrzehnts von seinem Archäologie-begeisterten Hobby-Abenteurer verabschiedet. Seitdem ist ungewiss, wie es mit der Marke überhaupt weitergeht, aber ein Nachfolger, entwickelt von einem anderen Studio, ist zumindest nicht in Sichtweite.



Bei Lara Croft, in den 90er-Jahren noch als große Konkurrentin von Indiana Jones betitelt, sieht es nicht so viel besser aus. Nachdem Crystal Dynamics die Reihe mit dem Reboot 2013 in die Moderne gehievt hat, ging der blaublütigen Adligen mit den beiden Folgespielen wieder die Puste aus. Immerhin ist trotzdem ein neuer Serienteil auf dem Weg, an dem sich sogar Amazon beteiligt. Der Versandriese will aus dem Franchise gleich ein ganzes Entertainment-Universum erschaffen, bei dem sich Spiel, Film und Serie in irgendeiner Weise ergänzen.

Ob und wann all diese Projekte tatsächlich mal veröffentlicht werden, verrät maximal ein Blick in die Bundeslade. Als nahezu sicher gilt aber, dass es 2024 kein Videospiel-Comeback von Uncharted und Tomb Raider geben wird – perfekt für Indiana Jones, um nicht nur Filmfans, sondern auch Action-Adventure-Liebhaber von sich zu überzeugen.

Chance in der Perspektive

Um nicht trotzdem Gefahr zu laufen, automatisch mit Herrn Drake und Frau Croft verglichen zu werden (wobei das trotzdem passieren wird), geht Entwickler Machine Games keine Experimente ein. Das Entwicklerteam aus dem schwedischen Uppsala ist mit der Ego-Perspektive bestens vertraut. Die modernen Wolfenstein-Spiele sowie die Riddick-Adationen haben das zumindest in der Vergangeneit eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Peitschenhiebe aus der First-Person-Sicht? Das kann trotz aller Skepsis gut werden.
Peitschenhiebe aus der First-Person-Sicht? Das kann trotz aller Skepsis gut werden.

Es gibt also keinen Grund, diese Expertise nicht auch für Indiana Jones and the Great Circle zu nutzen. Ich hätte mich zwar sehr gefreut, den peitschenschwingenden Hutträger aus der Schulterperspektive zu steuern, kann aber sehr gut verstehen, dass sich die Entwickler lieber auf die eigenen Stärken verlassen. Zudem sich das Indy-Abenteuer damit angenehm von der bereits angesprochenen Konkurrenz abhebt, indem es ein paar andere Wege gehen kann.

Denn wenn ich ehrlich zu mir bin: Welche frischen Impulse hätte ein Indiana Jones aus der Third-Person-Sicht dem Genre geben können, die nicht schon von Uncharted bedient worden sind? Klar, natürlich wäre die Zusammensetzung aus Rätseln und Action dennoch eine andere gewesen, aber grundsätzlich sind sich die beiden Franchises nicht unähnlich – schließlich hat sich Naughty Dog offensichtlich sehr von dem wunderbaren Freundschaftsprojekt eines George Lucas' und Steven Spielbergs inspirieren lassen.

Mit der Ego-Sicht besteht nun zumindest die Chance, dass die Entwickler eine andere Perspektive im wahrsten Sinne des Wortes aufzeigen können. Ich bin zumindest nach dem ersten Trailer sehr gespannt auf den Release von Indiana Jones and the Great Circleaber wie sieht es bei euch aus?
Quelle: YouTube / BethesdaSoftworks, YouTube / PlayStation

Kommentare

Minimax schrieb am
Sun7dance hat geschrieben: ?29.01.2024 13:25 ....
Ich sehe das etwas anders.
Wenn du dir die heutigen Männerrollen in der Breite anschaust, dann werden die schon spürbar oft als verweichlicht dargestellt....ja fast schon trottelhaft, während die Frauen eben besagte Superwomen sind.
...
Das kommt vor, aber man sollte nicht generalisieren. zB "Shadow in the Clouds" war grausig. Chloe-Grace Moretz (die ich mag) konnte alles, während die supporting Männer aus der tiefsten Zerrbildhölle geklont waren.
Aber "Wonder Woman" - total geil - Chris Pine so "Ich geh vor!" peng bumm bäng schnetzel - Chris Pine so .oO"Na ich bin doch nicht doof, wenn Wonder-Gal das besser kann mit dem kämpfen, dann geht halt sie vor" die Frauenrolle war der starke Held, aber der Männer-Sidekick war kein Trottel.
greenelve2 schrieb am
Pingu hat geschrieben: ?29.01.2024 11:11
greenelve2 hat geschrieben: ?28.01.2024 22:45 Es gibt auch heute noch genügend Actionkomödien, bei denen die Frau überfordert und nur am Schreien ist.
Ja, zum Beispiel Indy 2. :Blauesauge:
Indy 2 ist kein heutiger Film. Der ist alt.
Sun7dance hat geschrieben: ?29.01.2024 13:25 Wenn du dir die heutigen Männerrollen in der Breite anschaust, dann werden die schon spürbar oft als verweichlicht dargestellt....ja fast schon trottelhaft, während die Frauen eben besagte Superwomen sind.
Selbst der letzte James Bond ging in diese Richtung.
Der letzte James Bond? Wurden nicht alle Bond mit Daniel Craig gelobt, die Figur mit mehr Tiefe, emotionaler, menschlicher, zerbrechlicher darzustellen? Und trotzdem in der Action, wenn es draufankommt, knallhart und treffischer. Das dies bei der Nebenfigur in Keine Zeit zu sterben anders ist, liegt eher an ihrem Status als Nebenfigur, welcher weniger Zeit für Charakter zulässt. Trotzdem ist es Bond, der alles rettet.
Ich würde eher sagen Hauptrollen generell seit Jahren in einer Mischung aus menschlicher und comedy relief dargestellt. Nicht wegen einer Geschlechterrolle, sondern um ihnen mehr Tiefe zu geben (Vergleich moderne Actionfilme mit denen der 80er Jahre) und ein übertriebener Humor, alles ins Lächerliche zu ziehen.
Was auch hinzu kommt, wir haben seit Jahren gefühlt kaum noch richtige Komödien. Das sind fast alles Actionkomödien. Da wirken die einst knallharten Figuren vom Actiongenre plötzlich trottelhaft, da dadurch der Humor untergebracht wird. Inwieweit diese Filme dann qualitätiv gut sind, der Humor funktioniert, ist ein anderes Thema (tut er oftmals nicht). Schauen wir Werke mit Melissa McCarthy an, betrifft dies Männer wie Frauen.
Der Chris OLED Model Lite Pro schrieb am
Kann ich mir gar nicht vorstellen.
Aber mal ohne Flachs... das Spiel hat das Potenzial seit Langem mal wieder ein echtes Abenteuerspiel zu sein. Das wär durchaus reizvoll zumal gerade, die im Artikel genannten Uncharted und Tomb Raider im Kern einfache Third-Person-Shooter (UC noch stärker als TR) und in meinen Augen keine wirklichen Adventure-Games sind. Da ist die Story ist zwar immer "Abenteuer", aber das Gameplay kommt trotzdem immer aus derselben Stanze egal ob jetzt ein Horror-Game, Character-Drama oder Adventure entwickelt wird. Hier bin ich dagegen sehr gespannt, ob sie es wirklich schaffen ein Abenteuerspiel zu entwickeln, aber laut Interview Aussagen soll das ja hier wirklich geschehen. Es wird sehr interessant zu sehen sein was es am Ende tatsächlich wird. Ich hoffe sie gehen ihren eigenen Weg und ziehen den konsequent durch. Das Gesehene fand ich durchaus vielversprechend.
Akabei2 schrieb am
Der Trailer bietet entweder viel mehr Informationen, als ich das in den ganzen drei Minuten Laufzeit wahrnehmen konnte oder man empört sich vorsichtshalber schonmal bevor man überhaupt irgendwas handfestes über das Spiel wissen kann.
Sun7dance schrieb am
Pingu hat geschrieben: ?29.01.2024 12:49 Ich glaube, dass die Rolle der Rey einfach schlecht ist. Und das wäre sie auch als Ray geworden. Die Rolle ist einfach nicht gut geschrieben, das hat aber für mich nichts mit dem Geschlecht der Rolle zu tun. Wären Luke und Leias Rollen vertauscht gewesen, hätte das auch nichts daran geändert.
Es gibt einfach viele schlecht geschriebene Charaktere heutzutage. Und weil gleichzeitig aber glücklicherweise eben inzwischen auch immer öfter Frauen größere Rollen bekommen, hängt man sich dann direkt daran auf.
Nimm Rey und ersetze sie durch einen Ray. Jeder würde sagen wie blöd der Charakter geschrieben ist. Aber niemand würde irgendwas dazu sagen, dass er männlich ist.
Ich sehe das etwas anders.
Wenn du dir die heutigen Männerrollen in der Breite anschaust, dann werden die schon spürbar oft als verweichlicht dargestellt....ja fast schon trottelhaft, während die Frauen eben besagte Superwomen sind.
Selbst der letzte James Bond ging in diese Richtung.
Das gruseligste Beispiel war für mich aber die Willow Serie. Alter Falter, war das peinlich!
Nein, ich bin kein Sexist!
Ich will nicht zwanghaft Männer in den wichtigen Rollen. Ich habe mich sogar dabei ertappt, dass ich als Mann in Spielen wie Immortal Fenyx Rising und auch Hogwarts Legacy einen weiblichen Charakter gewählt habe, weil sich das einfach "richtiger" anfühlte. Auch The Last of Us würde ich nur ungern mit einer männlichen Hauptrolle spielen.
Das ist klar subjektiv, soll aber halt unterstreichen, dass ich keinerlei sexistische und/oder diskriminierende Hintergdanken habe.
Aber genauso wenig wie ich Macho Männer möchte, möchte ich auch keine Macho Frauen.
Mit letzterem sehe ich mich aber zunehmend konfrontiert und das kritisiere ich halt!
schrieb am