Auf nach Colorado
Auf dem Weg ins verschneite Colorado werden die Desert Ranger von Hillbillies überfallen. Zufall oder Verrat? Wie auch immer: Nur ein kleiner Trupp überlebt den Hinterhalt, um sich der Mission zu widmen. Sie sollen dem tyrannisch regierenden "Patriarchen" bei seinen Problemen mit drei rebellischen Kindern helfen, damit dieser wiederum die Ranger mit seinem Öl unterstützt. Das klingt nach einem einfachen strategischen Handel...
...aber entpuppt sich als Stich in ein politisches Hornissen-Nest voller Intrigen und verfeindeter Parteien: Während der Patriarch à la Trump seine Law&Order-Propaganda verbreitet und mit brutalen Marshals öffentliche Hinrichtungen zelebriert, wachsen die Spannungen zwischen den mächtigen Familien, der örtlichen Mafia sowie den Flüchtlingen. Hinzu kommen eine bizarre Monsterarmee, religiöse Clans, Synths und Maschinenwesen sowie die drei komplett unterschiedlichen Kinder, eine Tochter und zwei Söhne, mit ihren eigenen Zielen. Außerdem gelingt es inXile mit Anspielungen auf Ereignisse aus Arizona sowie alte Bekannte wie Angela Deth & Co, einige Fäden aus der Vergangenheit aufzunehmen - was Veteranen freuen wird und für nostalgische Momente sorgt.
Zwischen allen Stühlen
Man hat die Wahl zwischen einigen Paaren, die sich gut ergänzen. Aber unterwegs ist man später in einer Sechsergruppe (PS4).
Schnell schwirren aber ganz neue Fragen um einen herum: Hilft man den korrupten Marshals oder dealt man mit Brygo, dem örtlichen Paten (und Alter Ego von Brian Fargo)? Verhaftet man die Schleuserin oder lässt man Flüchtlinge in die Stadt? Killt man einen Synth für Kopfgeld oder lässt man ihn laufen? Will man, dass Ronald Reagan wiederbelebt wird oder reicht sein Cowboy-Geist in einer riesigen Statue, die Frevler zerbrutzelt? Man könnte ihn auch der Maschinen-Intelligenz spenden...
...all das hat kleine und große Konsequenzen, die man sofort spürt (und die am Gewissen nagen können), denn je nach Allianz darf man z.B. andere Verbündete als NSC oder in seinem Hauptquartier begrüßen - der eine hat Mafiosi in der Waffenkammer, der andere Marshals. Dabei lohnt es sich auf Kleinigkeiten zu achten, denn die Dialoge oder auch Begrüßungen ändern sich je nach Ruf. Und plötzlich regen sich die eigenen Leute vielleicht darüber auf, dass die Flüchtlinge zu viel Platz wegnehmen. Schickt man sie also wieder weg? Sollen die Ranger die Schnauze halten und euren Befehlen gehorchen? Oder lässt man die Flüchtlinge ins Gefängnis umziehen?
Man kann eigene Charaktere erstellen oder vorgefertigte wählen. Hinzu kommen einige NSC, die man rekrutieren kann (PS4).
Es gibt dabei nicht nur moralisches Schwarz und Weiß, sondern neben A und B auch oft C als Lösung, falls man denn entsprechende Dialogfähigkeiten entwickelt hat. Die Gespräche gehören zu den besten, die es in diesem Genre gibt, denn sie sind einfach gut geschrieben, zeichnen ein vielfältiges Bild der Charaktere, strotzen vor Sarkasmus und köstlichen Anspielungen, wobei die oberste erste Antwort auch nicht immer die beste Wahl ist und manche rhetorischen Fähigkeiten nicht "blind" zum Erfolg führen.
Und noch schöner ist, dass man komplett frei spielen kann: Man kann skrupellos menschenfeindlich, gesetzestreu konservativ, hilfsbereit human oder radikal anarchistisch vorgehen. Aber Vorsicht: Nicht nur die NSC-Begleiter reagieren auf eure Aktionen, es gibt auch einen allgemeinen Ruf der Ranger, der sich ebenfalls auswirkt - ist er stark gestiegen, flüchten Feinde auch schonmal oder zeigen gehörigen Respekt, so dass man etwas Zeit gewinnt. Außerdem kann man es sich mit den Fraktionen derart verscherzen, dass sie einen regelrecht hassen und gar keine Missionen mehr anbieten.