Lesertest von Kelad
FABLE II ist ein tolles Spiel. Nicht mehr und nicht weniger, aber ich muss Molyneaux mal wieder dafür abstrafen, daß der enthusiastische Brite wieder mal mehr versprochen als gehalten hat. Das Spiel unterhält über geschätzte 30 Stunden hinweg blendend, bricht danach jedoch abrupt ein, weil man tatsächlich alles gesehen, alles gemacht und sich alles geleistet hat. Auch die Storyline bietet nach dem zweiten Mal Durchspielen nicht den Anreiz in Form von denkwürdigen Szenen, um sich noch einmal einen neuen Helden zu kreieren. Auch das relativ laue Coop-Spiel kann nicht wirklich lange fesseln und wirkt aufgrund der eingeschränkten Möglichkeiten und der nicht integrierbaren eigenen Spielfigur (zumindest optisch) auch kaum Anreize.
Aber bis zu diesem Punkt bietet es viele Momente und Abschnitte in denen man zwischen Gefühlausbrüchen von ?Hach, wie cool.? bis ?Yeah, friss meine Combo.? und ?Guck mal hab ich gerade gelernt!? pendelt und wie beschrieben wunderbar unterhalten wird. Die Minigames (ob Jobs oder Pub Games) sind liebevoll designt, können aber auch nicht ewig fesseln. Geld verdient man irgendwann buchstäblich im Schlaf und ist dann nicht mehr auf nerviges Knöpchendrücken im richtigen Moment angewiesen. Sicher, guter Held, böser Held zu spielen, bietet seine Reize und es macht zweifelsohne aufgrund der humorvollen Darstellung der Welt, die oft genug in britische Schwärze abgleitet, Spaß.
Am schönsten sind trotzdem die ruhigen Phasen, in denen man nur den treuen Freund und Begleiter an seiner Seite durch traumhafte Landschaften trottet und sich ganz auf die stille Anmut Albions einläßt. Auf Schatzsuche geht oder einfach ziellos umherstreift. Kurzum: die Freiheit eines Abenteurers und Entdeckers genießt, die sich im Stillen jeder Rollenspieler wünscht. Dazwischen noch ein paar Banditen klatschen und diese virtuelle Welt bis zum nächsten Spawn-Zeitpunkt ein kleines bisschen sicherer machen.
Pro
- · Wunderschöne, bunte Märchenwelt, die das Spiel stimmungsvoll auf den Bildschirm bringt. Die zum Teil schwachen Texturen werden mit zauberhaften Lichteffekten und einem dynamischen Tag- und Nachtwechsel überspielt, was die Grafik zwar nicht zur Genrespitze vorstoßen läßt, aber das Flair Albions gekonnt und mit zum Teil atemberaubenden Aussichten in Szene setzt.
- · detaillierte, schön (wenn auch comichaft) animierte Spielercharaktere, an denen die Auswirkungen der Spielweise unmittelbar dargestellt werden, ob von der Gesinnung her oder ihrem Fokus auf Nah-, Fern- oder Magiekampf. Gewöhnungsbedürftiges, aber stimmiges Charakter- und Kleidungsdesign.
- · fast Pratchett-typischer und zielsicherer Humor in den Kommentaren der Bewohner Albions, genauso wie in Questen, den Gegenstandsbeschreibungen und Buchtexten, sowie der Umsetzung der teilweise überzogen dargestellten Gesten/Ausdrucksmittel
- · Sehr gute deutsche Sprachausgabe und sich dynamisch der Spielsituation anpassender, eher zurückhaltender, aber toller Soundtrack, schicke Waffensounds vom Klirren von Schwertern bis hin zum Knallen der Donnerbüchsen
- · Liebevoll gestaltete Städte, die mit verwinkelten Gassen, verwunschenen Fachwerkhäusern und spätmittelalterlichen Gebäuden zur Erkundung locken. Zudem bietet jede einzelne von ihnen eine eigene, schön eingefangene Grundstimmung von der elegant-biederen Stadt bis hin zum kleinen, pulsierenden und verruchten Piratennest
- · Malerisch wirkende Kulissen und Schauplätze an beeindruckenden Steilküsten, unheimlichen Sümpfen, in tiefen europäischen Wäldern, sonnendurchfluteten Auen, von sanften Hügeln überzogenen, saftig grünen Ebenen (gell, Jarha Wink ), naja, ihr könnt schon ahnen wohin es geht ... aber die Gestaltung der Lokalitäten hat mich schwer beeindruckt
- · Viele, abwechslungsreiche Questen ...*
- · Einfach zu beherrschendes, herrlich choreographiertes Kampfsystem mit beeindruckenden Combos, tollen Fertigkeiten und fulminant umgesetzten Zaubern
- · Entscheidungen, die sich aktiv auf den Spielverlauf und die Gestaltung der Spielwelt auswirken inkl. deren aufwendiger optischer Veränderungen
- · Hund (kann man nicht richtig beschreiben, schenkt dem Spiel aber unheimlich Herz und Spielfreude)
Kontra
- · Spiel deutlich zu einfach und auf Einsteiger zugeschnitten (unterfordert Veteranen von NINJA GAIDEN einfach zu sehr)
- · * ... aber auch stumpfe ?Grinding?-Questen, in denen sich die Auftragsstellungen ständig wiederholen (Sklaven befreien, Kopfgelder)
- · Levelmaximum zu schnell erreicht, was den Schwierigkeitsgrad zusätzlich nach unten drückt
- · mittelmäßige Umsetzung der ?großen Momente? in der einfachen, aber ganz schick erzählten Storyline
- · langweiliges und auf Dauerwiederholung setzendes ?Sozial-System? und die trotzdem neben optischen Veränderungen sehr oberflächlich bleibenden Auswirkungen von Entscheidungen
Fable 2
