von Sören Wetterau,

Die negative Stimmung hat Prince of Persia: The Lost Crown nicht verdient

Prince of Persia: The Lost Crown (Action-Adventure) von Ubisoft
Prince of Persia: The Lost Crown (Action-Adventure) von Ubisoft - Bildquelle: Ubisoft
Die Ankündigung beim Summer Game Fest im Juni hatte sich Ubisoft sicherlich anders vorgestellt: Statt Freude herrschte bei den Fans Frust über Prince of Persia: The Lost Crown – ausgedrückt in unzähligen negativen Reaktionen und gesenkten Daumen auf YouTube unterhalb des ersten Trailers.

Der Ärger stammt dabei aus zwei grundlegenden Punkten: Zum einen hat Ubisoft selbst in den letzten Jahren den Prinzen sehr stiefmütterlich behandelt, zum anderen verzögert sich das vor Jahren angekündigte Remake von Prince of Persia: The Sands of Time immer und immer wieder. Zu der Neuauflage hatte der französische Publisher während der Forward nichts Neues zu vermelden, stattdessen gab es halt dieses mit Rap-Musik unterlegte 2D-Metroidvania Prince of Persia, bei dem der namensgebende Prinz nicht einmal der Protagonist ist. Nach dem Anspielen auf der gamescom muss ich allerdings sagen: Lasst euch von diesem Ersteindruck nicht täuschen, denn Prince of Persia: The Lost Crown hat das Potenzial, verdammt gut zu werden.

Prince of Persia: The Lost Crown – Metroidvania ohne Prinz

Direkt zu Beginn sei gesagt: Zur Story kann ich nicht viel schreiben, denn die gamescom-Demo warf mich mitten ins Spiel, ganz ohne große Erklärungen. Bekannt war aber bereits, dass man dieses Mal nicht einen Prinzen verkörpert, sondern Sargon, einen der Unsterblichen. Dabei handelt es sich um eine persische Elitetruppe, die den Auftrag hat, den Adelsvertreter zurückzubringen, der aus mir unbekannten Gründen entführt wurde. Das Ziel ist demnach recht eindeutig, der Pfad dorthin aber keinesfalls so simpel.



In gewisser Weise ist Prince of Persia: The Lost Crown nämlich ein Weg zurück zu den Wurzeln der Spielereihe. 1989 von Jordan Mechner erdacht, ging es damals schon um punktgenaue Sprünge und das Ausweichen von fiesen Fallen. Diese Tradition setzt der jüngste Serienteil fort, wie mir schon nach nur wenigen Minuten anspielen bewusst gemacht wird: Es muss gehüpft, gerannt und etlichen Hindernissen, meistens bestehend aus fies angeordneten Stacheln, ausgewichen werden. Nach etwas einspielen ergibt sich kurz darauf ein guter Flow, bei dem sich Sargon mit Gamepad sehr präzise und genau steuern lässt – ein klein bisschen erinnert Prince of Persia in diesem Moment an die Ori-Spiele.

Genretypisch stolpere ich hin und wieder über natürliche Grenzen, die ich in der Demo noch nicht überwinden kann: Es fehlen mir bestimmte Fähigkeiten, die man erst im Laufe der Zeit freischaltet. Lobenswert ist derweil die Map, die mir jederzeit per Knopfdruck anzeigt, wo ich mich befinde und wo ich eventuell den einen oder anderen Raum übersehen habe. Das grenzt das Verlaufen, wie man es vielleicht aus Hollow Knight kennt, ein und mindert den Frust.

Persische Kampftricks

In Prince of Persia: The Lost Crown wird aber nicht nur Athletik betrieben, sondern auch kräftig gekämpft. Die Auseinandersetzungen stehen der Hüpfaction aber beim Thema Präzision und flüssigen Bewegungen in nichts nach: Mit Säbel, Bogen (inklusive begrenzter Anzahl an Pfeilen) und einem Chakram tritt man gegen verschiedene Feinde an, die sich selbst ordentlich zu wehren wissen – von wegen Unsterblicher! Sargon kann sehr wohl in den Sandstein beißen, wie ich während der Anspielsitzung ein paar Mal erleben durfte.

Neben herkömmlichen Angriffen, sowie einem Dash- und Blocksystem verfügt der Prinzen-Bodyguard zudem über zwei Spezialfähigkeiten: Einen mächtigen Angriff nach vorne und einen kleinen Heilkreis. Beide werden über eine gemeinsame Energieleiste aufgeladen, wobei die Heilung gleich zwei Balken kostet. Als Alternative stehen zwei schmerzlindernde Tränke parat.

Der fiese Mix aus Skorpion und Löwe schlägt kräftig zu – für Kollege Jonas aber kein Problem.
Der fiese Mix aus Skorpion und Löwe schlägt kräftig zu – für Kollege Jonas aber kein Problem.

Die Kombination aus all diesen Dingen ist sicherlich nicht innovativ, spielt sich aber erstaunlich flüssig und gut. Das machte sich vor allem beim Boss der Demo bemerkbar, ein mächtiger Mantikor, der mit seinem Skorpionstachel besonders fies zusticht. Der Kampf hat dann ein paar Anläufe gebraucht... ehe ich aufgrund des Messestresses meinen Kollegen Jonas das Gamepad rüberreichte, der natürlich, aufgrund seiner jüngsten Erfahrungen beim Test zu Armored Core 6: Fires of Rubicon, den Boss kurzerhand zu Fall brachte.

Der erste Hit für 2024?

Natürlich gilt wie bei allen gamescom-Demos: Es ist nur ein kleiner Einblick. Wie gut sich Prince of Persia: The Lost Crown über mehrere Stunden schlägt und was die Entwickler an zusätzlichen Überraschungen in petto haben, kann derzeit noch nicht beurteilt werden. Dennoch hat das Anspielen auf der gamescom schon richtig viel Spaß gemacht – eine präzise Steuerung, ein ausgewogen knackiger Schwierigkeitsgrad und flüssige Bewegungsmuster sei Dank.

Ab Januar 2024 darf man schwingen und zwar auf so gut wie jeder aktuellen Plattform.
Ab Januar 2024 darf man schwingen und zwar auf so gut wie jeder aktuellen Plattform.

Prince of Persia: The Lost Crown mag zwar nicht der Serienteil sein, den Fans seit Jahren herbeisehnen, aber nichtsdestotrotz steht uns hier aller Voraussicht nach ein wirklich gelungenes Metroidvania ins Haus. Zumindest wenn die Entwickler an ihrer Vision festhalten.

Bis zur Veröffentlichung ist immerhin noch etwas Zeit: Nach aktueller Planung erscheint Prince of Persia: The Lost Crown am 18. Januar 2024 für PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X | S und die Nintendo Switch. Ehrlich gesagt? Ich kann den Release kaum abwarten und hoffe inständig, dass Ubisoft noch im Vorfeld eine Demo veröffentlicht, damit ihr euch selbst von den bisherigen Stärken überzeugen könnt. Selbiges gilt ebenso für das alpine Action-Abenteuer Dungeons of Hinterberg.
Quelle: gamescom, eigene Recherche

Kommentare

kamm28 schrieb am
Akabei2 hat geschrieben: ?02.09.2023 00:02 Oh, Epic ist inzwischen eine hundertprozentige Tencent-Tochter? Das wusste ich noch gar nicht.
Ok, touché, Tencent hat sich natürlich "nur" mit 48,4 % Anteil eingekauft. Und zugegeben, Arcane war super. Es ist also "nicht alles schlecht". ;)
Dass aber z. B. der Deal unter der Vereinbarung geschlossen wurde, dass Epic sich vermehrt zu einem "games as a service"-Modell entwickeln soll, das gehört zu diesen kunden- und marktschädigenden Praktiken, die ich meine, und die sich stark negativ auf mein Lieblingshobby auswirken. Und unter anderem daran merkt man, meiner Meinung nach, wohin die Reise mit Epic geht, und um was es denen geht.
Valve streben, ebenso wie Epic und andere Anbieter, nach Marktmacht. Das kann man grundsätzlich kritisieren im Sinne einer Kapitalismuskritik, aber ich als Verbraucher, als Kunde, sehe riesige Unterschiede darin, wie diese angestrebte Marktmacht erreicht werden soll. Bei Valve und Gog habe ich das Gefühl, als Spieler respektiert zu werden, weil die mir einfach viele Sachen bieten, die am Ende verbraucherfreundlich sind. Ob das die vielen Serviceangebote, die Marktoffenheit, die vielen Möglichkeiten, sich selbst einzubringen bei Steam oder die Anti-DRM-Politik und die Aufbereitung alter Spiele bei Gog ist - es gibt viele gute Gründe dafür, dort einzukaufen.
Was bietet mir dagegen Epic als Verkaufsplattform? Wirklich gar nichts. Das einzige, was die machen ist, anderen Anbietern die Titel wegzukaufen, so dass es sie da, wo guter Service an erster Stelle steht, nicht mehr gibt. Ich finde das ekelhaft, und ich fühle mich da gegängelt und verarscht. Und deshalb bin ich dagegen und äußere das auch, weil ich mir Sorgen um die Spielelandschaft der Zukunft mache.
Und ja, ich bin fest davon überzeugt, dass sowohl ein chinesischer als auch saudi-arabischer Einfluss auf die Spieleindustrie leider kein guter sein kann, womit ich nicht jede kulturelle Äußerung per se meine, sondern das Wirken staatsnaher...
greenelve2 schrieb am
Darf man die Serie Arcane eigentlich gut finden?
Akabei2 schrieb am
Oh, Epic ist inzwischen eine hundertprozentige Tencent-Tochter? Das wusste ich noch gar nicht.
kamm28 schrieb am
Der Chris OLED Model Lite Pro hat geschrieben: ?31.08.2023 11:35 Von allen möglichen Gründen... ist es ausgerechnet "der Scheiß mit den Epic Deals", der am schwersten wiegt? Meine Güte.
Ja, weil es derjenige ist, der sich für mich am negativsten auswirkt. Denn so ca. einmal im Jahr kann ich mir die Ubi-Formel durchaus geben.
Ich denke außerdem nicht, dass es ein kleiner Grund ist, es sei denn, man stuft persönlich sowas wie Tencent und kunden- wie marktschädigendes Verhalten als unwichtig ein.
Sildorian schrieb am
Ach okay, danke für die Klarstellung!
schrieb am
Prince of Persia: The Lost Crown
ab 35,99€ bei