Der Weg aus der Krise Es gibt Momente, die zeigen mehr als deutlich auf, wie stark die Freundschaft innerhalb der Demoszene ist. Welcher Zusammenhalt bei den Leuten herrscht, die diese, für viele Menschen, doch seltsam anmutenden Filmchen basteln oder nur konsumieren, die in Echtzeit abstrakte, aber auch beeindruckende Computerkunst zeigen. So geschehen im Vorfeld der Breakpoint 2009. Als im Februar diesen Jahres Scamp, der Hauptorganisator der weltweit größten reinen Demo-Party, die Katze aus dem Sack ließ, stemmte sich die Demoszene mit aller Gewalt gegen das Unheil. Der wichtigste Sponsor (Anmerkung der Redaktion: NVIDIA) war aufgrund der Weltwirtschaftskrise plötzlich abgesprungen und entzog ihnen die fest zugesagte Summe von mehreren 10.000 Euros. In einem gewaltigen Kraftakt gelang es der Veranstaltungsleitung, zumindest einen Teil der Summe zusammenzutragen, damit die Breakpoint wenigstens stattfinden konnte. Allerdings reichte das Budget gerade für das Nötigste - also keine Preisgelder, kein Shuttle-Service, kein Brimborium und Komfort, den man inzwischen lieb gewonnen hatte. Als die Demoszene von diesem finanziellen Desaster erfuhr, wurde nicht lange lamentiert, sondern gehandelt. Zahlreiche Scener kauften sich spezielle, wesentliche teurere Supporter Tickets und polsterten damit das Budget etwas aus. Scene.org und der Digitale Kultur e.V. richteten Spendenkonten ein, die viele Leute dazu nutzen, kleinere und größere Beträge zu überweisen. Die gesamte Szene mobilisierte sich, ließ Kontakte spielen und holte neue Sponsoren ins Boot. Man mobilisierte alle Kräfte und dankte dem fleißigen Orga-Team auf diese Art für alle spitzenmäßigen Parties der letzten Jahre. Und die wiederum schafften es, mit der Unterstützung der Szene, dass die Breakpoint auch 2009 wieder die gewohnt fantastische Veranstaltung wurde, die man aus den letzten Jahren kannte. An dieser Stelle auch von uns ein herzliches Dankeschön an die Veranstalter, an die Sponsoren und an die gesamte Demoszene, für alle Mühen, schlaflosen Nächte und die ganze Arbeit. Schön, dass wir auch dieses Jahr ein ganz besonderes Festspiel genießen durften. So ganz ohne NVIDIA fand Ostern dann doch nicht statt. Temis, Mitarbeiter des Grafikkartenherstellers, Initiator der NVision-Party und riesiger Demo-Freak, nahm den weiten Weg aus Amerika auf sich und brachte doch noch ein paar Geschenke mit: High-End-Grafikkarten, die letztendlich an die Preisträger des Demo-Wettbewerbs gingen. Ein netter Zug von ihm, und natürlich seines Arbeitgebers. Demos aus Bingen Doch kommen wir nach all dem Vorgerede lieber zu dem, was eine echte Demo-Party auszeichnet und die Massen elektrisiert: Demos! Wunderwerke der Technik! Davon gab es auf der Breakpoint 2009 wieder genug zu sehen. Satte zwei Dutzend, um genau zu sein. Doch nur wenige waren dabei, die wirklich zu faszinieren wussten. Kein Vergleich also zum Vorjahr, als die fünf besten Demos allesamt Killer-Produktionen waren und jede Einzelne den Sieg verdient gehabt hätte. 2009 gab es nur ein paar gute Werke zu sehen. Die hatten zwar alle ein paar gute Szenen oder auch gute Musik zu bieten, rissen aber nicht über die gesamte Distanz vom Hocker. Dazu zählt auch die Gewinner-Demo Crush von Anadune und Floppy, bei der einige Effekte auf Hochglanz poliert sind und die Shader auch mal richtig viel Arbeit bekommen, die aber vor allem eines vermissen lässt: ein konstantes Design. Damit fehlt dem Werk ein wenig die Seele. Brachiale Demos, speziell im Hinblick auf den Sound, kamen von Brainstorm (Roadside Picnic) und Matt Current (Birostris), die zwar völlig unterschiedliche Themen und Technik zeigten, bei denen der Funke aber leider nur an bestimmten Stellen richtig überspringt. Selbst Farbrausch hatten nur eine nette, kleine Demonstration am Start, die das hohe Niveau ihrer letzten Releases nicht halten konnte. Mehr zum Thema Breakpoint 2009: * Hardread haben einen Podcast mit Musik der besten Amiga- und PC-Demos als Mp3-Mix veröffentlicht. * Bei Radio Paralax gab es ein mehrstündiges Video-, sowie ein Musikspecial mit den besten Demos und Soundtracks von der BP'09, welches inzwischen zum Download bereit steht. | In der Gesamtübersicht rechts oben finden sich alle interessanten Demos von der Veranstaltung wieder. Da wir, wie immer, eine Vorauswahl getroffen haben, sind die vielen Spaß- und zum Teil furchtbaren Noise-Demos gar nicht erst aufgezählt. Dafür bieten die gelisteten Titel gute Demo-Kost oder zumindest den ein oder anderen interessanten Effekt, wegen dem alleine sich das Anschauen lohnt. Bombastwerke wie einst Debris, Masagin oder Shad 3 sind in diesem Jahr leider nicht vertreten. Übrigens: Die Demo Parbo sollte einen Eintrag im Guinessbuch der Rekorde erhalten. Hierbei handelt es sich um die erste Szenedemo aus Surinam - eine echte Sensation. Dass hierfür letztendlich nur Platz 22 heraussprang, liegt weniger an der Qualität, als am Bekanntheitsgrad der Gruppe. Parbo hat nämlich durchaus ein paar richtige Lichtblicke zu bieten.
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