Nervige Massenkarambolagen
Leider zählt auch die KI nicht unbedingt zu den Stärken der Rennsimulation, obwohl sich ihr Können und die Aggressivität jeweils getrennt in feinen Stufen einstellen lässt. Wie sich zeigt, sind die Piloten vor allem beim Start völlig überfordert: In den ersten Kurven oder Schikanen kracht es fast immer – und zwar richtig! Selbst mit einer verkleinerten Startaufstellung gelingt es der KI kaum, unfallfrei die ersten paar hundert Meter zu überstehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob man die Aggressivität hoch oder niedrig einstellt. Ungewöhnlich, wenn man bedenkt, dass im Vorgänger teilweise mehr als 40 Wagen auf der Strecke waren und einen sauberen Start hinlegen konnten, während das Maximum hier bei 31 Boliden liegt und selbst mit 15 Autos das Unfallrisiko erschreckend hoch bleibt. Vor allem in einem Feld voller flotter Boliden ist das Chaos am Start vorprogrammiert, während langsamere Modelle sich dank des gedrosselten Tempos disziplinierter durch die ersten Kurven zwängen können. Selbstverständlich gehören Startunfälle zum Motorsport dazu. Aber nicht in dieser Form, bei der die Strecken bei nahezu jedem Rennen nach wenigen Sekunden in einen Schrottplatz verwandelt werden.
Die KI hinterlässt vor allem beim Start keinen guten Eindruck.
Man entgeht dem Chaos nur dann, wenn man einen der vorderen Plätze in der Qualifikation ergattert oder sich manuell auf eine Startposition in den ersten Reihen festgelegt hat. In diesem Fall sorgen harte, aber überwiegend faire Positionsduelle für Spannung auf der Piste. Also wenn das Feld das Start-Drama überwunden und sich einsortiert hat, läuft es überwiegend rund und die Rennen zeigen sich von ihrer besten Seite. Dabei verzichtet man zum Glück auf ein Gummiband, sondern muss für seinen Erfolg ordentlich kämpfen. Je nach Einstellung weiß die KI ihre Linie zu verteidigen und übt auch von hinten ordentlich Druck auf den Vordermann aus. Allerdings bekommt man hin und wieder den Eindruck, dass sie beim Durchfahren von Pfützen oder bei manchen Bodenwellen immun gegen die physikalischen Auswirkungen zu sein scheint. Auch nach schweren Schäden scheint es keine Beeinträchtigungen zu geben, denn auch ohne Spoiler oder andere abgefallene Teile ist man offenbar noch genauso flott unterwegs wie zuvor. Zudem fällt in manchen Rennen auf, dass die Homogenität des Starterfelds zuweilen zu wünschen übrig lässt und einer der KI-Piloten deutlich flotter unterwegs ist als der Rest. Auch kann es passieren, dass einem Verfolger gnadenlos ins Heck krachen, weil sie überhaupt nicht auf den gewählten Bremspunkt des Spielers reagieren, der gerade bei aktiviertem Reifenverschleiß zunehmend früher erfolgt.
Leichtgewichte auf vier Rädern?
Ist das Feld entzerrt, kann das Rennen endlich richtig losgehen.
Darüber hinaus fördern die Massenkarambolagen weitere Schwachpunkte zutage: Zum einen wirkt das Gewicht der Fahrzeuge in diesen Extrem-Situationen viel zu niedrig, wenn sie mit einer solchen Leichtigkeit in die Luft befördert werden können oder sich übereinander schieben. Diesen Eindruck gewinnt man teilweise auch, wenn man mit seinem Auto zu stark über die Abweiser oder Bremsschwellen in Auslaufzonen brettert und die Karosserie dabei ungewöhnlich schnell abhebt. Beim Fahren selbst fühlt sich das Gewicht dagegen normal an. Zum anderen offenbaren die Unfälle Probleme der KI bei der Wegfindung: Man beobachtet immer wieder Fahrzeuge, die unentwegt gegen die Barriere fahren, weil sie es nicht auf die Reihe bekommen, sich wieder mit dem Rückwärtsgang und Einlenken aus der Situation zu befreien. Bei Bandai Namco hat man versichert, dass die Slighly Mad Studios bereits mit Hochdruck an der Lösung der KI-Probleme arbeiten. Im jetzigen Zustand markieren sie aber einen der größten Schwachpunkte von Project Cars 2.