von Sören Wetterau,

Das Videospieljahr ist fast vorbei: Drei Dinge, die ich 2024 weniger sehen will

Kolumne () von 4Players - Bildquelle: Electronic Arts
2023 war ein beeindruckendes Jahr für Computer- und Videospiele, aber trotz der vielen großen Namen und Indie-Hits war nicht alles eitel Sonnenschein. Sowohl innerhalb der Spiele als auch darüber hinaus.

Rückblickend sollten einige Aufreger, Skandale und Enttäuschungen nicht vergessen werden. Ich selbst habe drei Punkte herausgesucht, von denen ich mir wünsche, dass sie 2024 der Vergangenheit angehören - auch wenn es schwer zu glauben ist, dass sie tatsächlich eintreten werden. 

Wunsch 1: Weniger Entlassungen, weniger Schließungen 

Der erste Wunsch ist direkt ein großer, der eigentlich für jedes Jahr und für jede Branche gelten könnte, denn es geht um Massenentlassungen und ein enormer Zeitdruck, der auf die Mitarbeitenden indirekt oder direkt ausgeübt wird. 2023 war es aber besonders extrem, wie die Berichterstattung insbesondere in den letzten Wochen und Monaten zeigt. Hier nur eine kleine Aufzählung, die bei weitem nicht vollständig ist:


Das ist, wie gesagt, nur eine kleine Auswahl. Laut einer inoffiziellen Tracker-Webseite (wie traurig ist es eigentlich, dass es dafür eine eigene Liste benötigt?) haben 2023 über 8.000 Personen ihren Job innerhalb der Videospielbranche verloren. So viele wie schon lange nicht mehr. Ebenfalls ganz vorne mit dabei? Unity, welche die gleichnamige Engine betreiben und in diesem Jahr insbesondere mit einem "wahnwitzigen" neuen Geschäftsmodell in die Kritik unzähliger Entwickler geraten sind.




Die Gründe für die Massenentlassungen sind immer die gleichen: Das Geld sitzt aus vielerlei Gründen bei den Konsumenten nicht mehr so locker, die Investitionen aus den Zeiten der Corona-Pandemie sind rückläufig und gleichzeitig steigen die Kosten von Blockbuster-Produktionen. Ein Flop kann den Ruin bedeuten, weshalb Sega nach sechs Jahren Entwicklung kurzerhand den Multiplayer-Shooter Hyenas einstampfte, noch bevor dieser überhaupt eine Chance am Markt bekommen hat. Zahllose Mitarbeiter verloren daraufhin ihren Job, die anschließend über unfassbar chaotische Zustände berichteten, die immer wieder zu Verzögerungen bei der Produktion führten.

Am Ende leiden unter einem solchen Management, wie so oft, die Entwickler, Community-Manager und insbesondere die Qualitätsprüfer, während Führungskräfte verhältnismäßig fest im Sattel sitzen. Ein Beispiel: Nur wenige Wochen nachdem EA unzählige Mitarbeiter entlassen hat, wurde bekannt, dass CEO Andrew Wilson für das Geschäftsjahr 2023 satte 20,7 Millionen US-Dollar erhalten hat. Die Kompensation, die vermutlich Bobby Kotick nach dem geglückten Verkauf von Activision-Blizzard an Microsoft erhält, wird vermutlich ebenfalls riesig ausfallen. Hurra.

Wunsch 2: Mehr Optimierung, mehr fertige Spiele 

Abseits der Entlassungen war ein weiteres großes Thema im Jahr 2023 der Zustand von veröffentlichten Spielen. Ob nun Star Wars Jedi: Survivor, Forspoken und Hogwarts Legacy zu Beginn des Jahres oder Cities: Skylines 2 im hart umkämpften Oktober: PC-Spieler hatten in diesem Jahr nur selten etwas zu lachen, selbst wenn sie mehrere tausend Euro in das eigene System investiert haben. Es stottert, es ruckelt, mitunter fehlen Basisfunktionen oder es kommt zu regelmäßigen Abstürzen.



Und selbst wenn doch mal alles läuft, heißt das noch lange nicht, dass man ein rundum fertiges Produkt in den Händen hält. Einem Call of Duty: Modern Warfare 3 merkt man den Zeitdruck an jeder Ecke an, während ein Baldur's Gate 3 gleich mehrere Patches mit hunderten, wenn nicht gar Tausenden von Fehlerbehebungen erhielt. Redfall schlägt derweil komplett fehl und kann sich auch mit Updates nur bedingt retten. Von einem Der Herr der Ringe: Gollum oder dem ganz obskuren Skull Island: Rise of Kong ganz zu schweigen.

Das Vorgehen der Entwickler und Publisher, wenn es richtig schief geht? Man entschuldigt sich in den sozialen Medien mit einem vorgefertigten Template und verspricht Besserung. Es wäre schön, wenn solchen Aussagen auch Taten folgen würden. Spätestens 2024.

Wunsch 3: Kein früheres Spielen für Aufpreis 

2023 war außerdem das Jahr, in der sich ein weiterer meiner Meinung nach ziemlich nerviger Trend endgültig durchsetzte: Vorbestellen, um früher spielen zu können. Besser noch eine teure Version vorbestellen, um teilweise bis zu einer Woche vor dem geplanten Releasetermin schon loslegen zu dürfen. Ob nun Lies of P, das bereits schon erwähnte Call of Duty: Modern Warfare 3, Hogwarts Legacy oder zukünftig auch World of Warcraft: The War Within, sie alle nutzen diesen Marketing-Trick, um im besten Falle die eigenen Zahlen noch vor dem Release nach oben zu treiben. Mit Erfolg wohlgemerkt.

Kaum ein AAA-Spiel erscheint noch ohne eine teure Sonderversion, die immer häufiger einen Vorabzugang umfasst. Ähnlich wie sich DLCs, Mikrotransaktionen und Season Pässe etabliert haben, werden wir uns vermutlich auch an diese Praxis gewöhnen, denn der Markt hat es längst akzeptiert. Es dürfte vermutlich kaum jemanden überraschen, wenn auch Take-Two bei GTA 6  das “Bezahl mehr, spiel früher”-Prinzip nutzt, um noch vor dem geplanten Release die Milliarden-Grenze beim Thema Umsatz zu knacken.

Aber genug von meinen Träumereien: Habt ihr auch bestimmte Wünsche für das Videospieljahr 2024? Dann schreibt es uns gerne in die Kommentare. Alternativ erfahrt ihr bei Gerrit, warum er drei Spiele, die von vielen geliebt werden, so gar nicht mag.
Quelle: Twitter / @jasonschreier, Epic Games, VGC, CD Projekt, Bloomberg, Bioware, Axios, Gamesindustry, Obsidian Publish, Hollywoodreporter,

Kommentare

Akabei2 schrieb am
NOLF sollte auch auf modernen Rechnern halbwegs stabil laufen, zudem gibt es ja Fan-Patches. Dies hier gibt es z.B. über itch.io, da hätte sich also mit Sicherheit schon wer gemeldet, wenn es daran rechtlich etwas zu beanstanden gäbe.
https://haekb.itch.io/nolf-modernizer
Man sollte aber nicht außer Acht lassen wie viele Jahre das Spiel inzwischen auf dem Buckel hat. Das sieht auch in 16:9er Auflösungen nicht mehr gut aus. Vielleicht belässt man es lieber bei der Erinnerung, wenn man darauf wert legt.
Spoiler
Show
Bild
Pingu schrieb am
schockbock hat geschrieben: ?02.12.2023 12:29 Zeit, die beim Wühlen nach dem Spiel im Keller vergeht: Vier Stunden.
Externes Disc-ROM besorgen und an den PC klemmen: Zwei Tage.
Rumgefrickel mit Windows: Eine Stunde.
Die Laune, wenn das Game trotz allem nicht ans Laufen gebracht werden kann: Im Arsch.
Oder bei mir:
Skyrim Ultra krass extended definitive edition GOTY runterladen: 30 Minuten.
Mods durchwühlen, auswählen und zum Laufen bekommen: 2 Tage.
Spielzeit wenn es dann endlich läuft: 1 Stunde. Dann hab ich keine Lust mehr und will was anderes spielen. :lol:
schockbock schrieb am
Zeit, die beim Wühlen nach dem Spiel im Keller vergeht: Vier Stunden.
Externes Disc-ROM besorgen und an den PC klemmen: Zwei Tage.
Rumgefrickel mit Windows: Eine Stunde.
Die Laune, wenn das Game trotz allem nicht ans Laufen gebracht werden kann: Im Arsch.
4P|Sören schrieb am
die-wc-ente hat geschrieben: ?01.12.2023 23:38
4P|Sören hat geschrieben: ?01.12.2023 22:36
die-wc-ente hat geschrieben: ?28.11.2023 21:47 Neues Deux Ex
No One Lives Forever Remake / Remaster bzw. einen neuen Teil
Würde ich beides auch sofort nehmen. Für NOLF würde es mir sogar fast schon reichen, wenn man die Originalversion bei GOG oder Steam kaufen könnte. Aber bei der komplizierten Rechtelage bleibt das wohl auf Ewig ein Traum. :(
ich hab die originale im keller liegen. ob man die mit win 11 zum laufen bekommt ? ich hab es noch nicht versucht.
Eine verdammt gute Frage. Spontan hätte ich gesagt, dass die Wahrscheinlichkeit eher gering ist. Aber eventuell mit Kompatibilitätsmodus einen Versuch wert. Eventuell gibt es auch irgendwo eine Mod, die es unter neueren Windows-Versionen zum Laufen bringt.
Meine Version ist leider irgendwann verschütt gegangen. :(
schrieb am