Aus dem offiziellen 4players-Test ist die Enttäuschung herauszulesen. Vieles an der dort geäußerten Kritik stimmt. Dennoch verkennt die Kritik meiner Meinung nach, das es ein gutes - wenn auch nicht sehr gutes - Spiel geworden ist.

So muss man die "Actionanbiederung" nicht zwangsläufig als negativen Schritt sehen. Rollenspielpuristen mögen kritisieren, dass es außerhalb von Kampfskills keine Möglichkeiten gibt, den Charakter anzupassen. Jedoch empfinde ich dies als Fortschritt zum Vorgänger, wo ich ebenfalls 85% Kampfskills hatte, jedoch ich mich genötigt sah für den Hauptcharakter noch Skillpunkte für Diplomatie oder Trankherstellung einzuplanen, da ich sonst auf diese Spielinhalte verzichten müsste.

Die Kämpfe sind bombastisch inszeniert, ob man dies für übertrieben hält, ist eine Geschmacksfrage. In der Tat erinnern sie eher an einen Kung-Fu-Film als an eine klassische Fantasie-Schlacht.

Die Dialoge empfinde ich textlich auf einen gewohnt hohem Niveau, die Mimik und Gestik der virtuellen Darsteller ist passend und vor allem werden die durch Kameraperspektiven, Unschärfe und kleine Details fast filmreif umgesetzt. Hier ist DA 2 vielen Konkurrenzprodukten meiner Meinung nach weit vorraus.

Die angebliche Abkehr von Taktik kann ich nicht nachvollziehen. Tatsächlich empfinde ich die taktischen Optionen gestiegen, da durch die Fokussierung des "Rollenspielsystems" auf ein eindeutiges Kampfsystem die einzelnen Klassen auch klarere Kampfprofile erhielten. So sind die Figuren schnell als "Damagedealer", "Controller" oder "Tank" skillbar. Ich sehe hier einen Fortschritt zum Vorgänger.

Der größte Kritikpunkt stellt allerdings die "leer" und "tot" wirkende Welt dar. In der Stadt begegnet man zu 90% Personen, die... ...naja, rumstehen. Beim anklicken könnten sie wenigstens einen Kommentar von sich geben oder eine Kiste rumschleppen. So sind sie leider nur Kulisse, man hat nicht das Gefühl, dass in dieser fiktiven Stadt wirklich Menschen leben. Das geht soweit, dass eine Passantin reaktionslos mitten durch eine Schlacht lief, die ich mir mit einer angreifenden Straßenbande lieferte.
Zudem gibt es keine Erkundungsanreize. Abseits der - im übrigen meist recht überzeugenden - Haupt- und Nebenquests ist gähnende Leere. Das man nicht umherschweifen darf oder mal irgendwas Interessantes entdecken kann, ist ein deutlicher Minuspunkt.

Die Grafik ist meiner Meinung nach völlig in Ordnung. Sie könnte sicher technisch auf einem besseren Niveau sein, aber was man mit der eher schwachen Engine rausholt, kann sich meist sehenlassen und ist stilsicher. Die Architektur einiger Gebäude, Symbole und Schrifen, Statuen und inszenierung von Licht ist meist passend und stilsicher. Im Gegensatz zum Frauenbild, dass häufig auf "Megamöpse statt Charakter" setzt.

FAZIT: Dragon Age 2 bleibt vor allem in Punkto Spielwelt deutlich hinter dem Vorgänger zurück. Weitere Änderungen sind Geschmackssache, jedoch nicht unbedingt schlechter. Es ist ein gutes Spiel, als Schulnote 2+.