Das Spiel ist abwechslungsreich, einfallsreich, grafisch einfach hinreissend und bietet Action vom feinsten. Selbst der Coop-Modus weiss über weite Strecken zu überzeugen, sodass ich mich selten über die Dummheit Shevas aufregen musste oder dieselbe sogar zum Tod geführt hatte (mal abgesehen vom Profi-Modus). Für mich wäre dieses Spiel sehr gut, wenn es einfach nicht diesen unglaublich schweren Namen auf seinen Schultern tragen würde. Den meisten alteingesessenen Zockern kommen beim Namen "Resident Evil" Erinnerungen hoch, in denen Szenen von athmosphärisch qualitätiv höchstwertigstem Horror vorkamen. Ich denke dabei an die Hunde, welche durch Glasscheiben springen (RE1), den allerersten Auftritt des Lickers (RE2) sowie das ständige Gestöhne von irgendwelchen Viehern dessen Aufenthalt man nicht lokalisieren konnte. Die Art des Horrors, die man bei RE5 hinzaubern wollte, war die ständige Bedrängnis einer schieren Überzahl an Gegnern, doch ich glaube dass dieses Fundament schon von Anfang an zum Einstürzen verurteilt war. Je mehr Gegner vorkommen, desto leichter müssen sie zu besiegen sein und desto dämlicher müssen sie agieren. Doch was habe ich lieber? 5 Gegenspieler, die mit der Axt auf mich zurennen, nur um schlussendlich doch nur höflichst vor mir und meiner gerichteten Waffe stehenzubleiben? Oder doch lieber 2 Gegner, dessen einzelner Schlag tödlich sein kann, keine Zwischenhalte während dem Angriff ausführen und doppelt so schnell und agil sind (und sich bestenfalls noch im Schatten verstecken). Ich glaube die Antwort ist klar. Die Umgebungen beinhalteten unglaublich viel Gruselpotenzial, welches jedoch viel zu sehr verschenkt wurde. Wenn schon so viel Schatten da ist, aus so vielen Löchern irgendwelche Vieher schlüpfen könnten, die künstliche Lichtadaption Zeit für Millionen fein herausgearbeiter Schockmomente schaffen könnte und die Artenvielfalt Potenzial für so viele krüppelige Missgeburtenmutationen hergibt (wir reden von Afrika!), wieso hat man dies alles nicht sehr viel eher genutzt statt den Gegnern ein paar MG's in die Hand zu drücken? Unverständlich..
Meiner Meinung nach ist das Spiel als Eigentitel sehr gut gelungen (rein erzählerisch und v.a. auch optisch). Versteht man den Titel jedoch als Next-Gen-Nachfolger der bekanntesten Horrorserie aus Capcoms Edelschmiede, hat er versagt. Zombies mit MG's unter dem Arm gehen einfach zu weit... und ich hoffe dass sich Capcom wieder auf seine alten Tugenden zurückbesinnt.
Pro
- optische Augenweide
- Coop Modus sehr gut gelungen
- online spielbar (ohne lags)
- erzählerisch sehr gut weitergeführt
- übersichtliches Menü mit weitreichenden Statistiken
- Richtungstasten-Waffenmenü innovativ und praktisch
- Comeback Wesker & Licker
- vorkommende Bosse grandios inszeniert
Kontra
- Horror wo bist du?
- viel zu unrealistisch (infizierte Halbzombies mit MG's und Raketenwerfern..)
- Steuerung zieht im Vergleich zu Dead Space und Co. eindeutig den Kürzeren
- typisch düsterer RE-Charme blitzt nur selten auf
- Spiel (trotz des hohen Widerspielwertes) zu kurz
- Rätsel für Unterbemittelte
- Bossvielfalt mangelhaft
Resident Evil 5
