Lesertest von Kelad
Meine Mission ist gefährlich und dieses Mal scheint es tatsächlich kein Zurück zu geben. Ganze menschliche Kolonien verschwinden am Rand der Terminus-Systeme, dort wo die Allianz keinen Einfluss mehr hat. Doch der Schlüssel zu meinem Erfolg ist nicht der Ruf, der mir überallhin vorauseilt, nicht die Unterstützung des Rates, der sich in kleinlichen Streitigkeiten mit seinem neuen menschlichen Mitglied verzettelt ... es sind meine Gefährten. Männer und Frauen, die entschlossen genug sind, um mir in die Hölle und zurück zu folgen. Kopfgeldjäger, Assassinen, Soldaten, deren Vertrauen ich gewinnen muss, wenn irgendeiner von uns überleben soll.
Und genau vor diesem Hintergrund entwickelt sich das intensivste Rollenspielerlebnis, daß ich jemals erleben durfte. Ja, das Finale auf der Citadel aus ME1 ist epischer ... aber wieviel mehr Persönlichkeit entfaltet ME2 in jedem einzelnen, sorgsam gefilmten Dialog, den ich mit meinen Worten beeinflusse. Wie habe ich mit glühenden Worten für Tali auf der Migrant Fleet gekämpft, mit Jack den Ort ihrer grausamen Vergangenheit bereist und bin mit Jacob den Spuren seines verschollenen Vaters gefolgt. Eine einzelne Nachricht (nur in Textform!) von ?meiner? Ashley hat sogar genügt, um mich für ein ? zwei Minuten bewegt auf den Fernseher starren und jeden Gedanken an eine neue Beziehung verwerfen zu lassen. Obwohl Minuten zuvor Tali mein Herz noch mit ihren Worten berührte.
ME2 ist die Geschichte einer Gruppe, die das Unmögliche wagen wird. Einer Kommandoeinheit, die direkt ins Auge des Sturmes reisen wird, um die Angriffe ein für alle Mal zu beenden und das düstere Geheimnis zu ergründen, das die Reaper selbst wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken wird. Und so wenig der zweite Teil mit der gewaltigen Raumschlacht am Ende des Vorgängers gemein hat, so sehr erzeugt das Spiel mit seinen liebevoll gezeichneten Charakteren eine emotionale Verpflichtung gegenüber seinen Gefährten, einen jeden lebendig durch diesen gnadenlosen Kampf zu führen. ME2 ist persönlicher ... es ist großes, mutiges Gefühlskino, das fesselt, begeistert und erschüttert.
Aber seine eigentliche Errungenschaft neben den vielen Verbesserungen gegenüber ME1 ist sein Erfolg Rollenspiel wieder auf diese geistige, zwischenmenschliche Ebene zu heben und das Finale des Spiels an exakt dieses Miteinander zu koppeln. Eure Entscheidungen bestimmen, wer überleben wird ... und wer nicht. Ob ihr selbst zurückkehrt oder eine klaffende, kaum zu füllende Lücke im Gefüge eures Universums hinterlassen werdet. Es ist eure Wahl ...
Denn es ist euer Spiel ... und damit ein ganz besonderes.
Pro
- ausgefeilte Mimik, tolle Animationen und hervorragendes Artdesign
- dynamischere Dialoge mit Kameraschwenks, Bewegungen und Unterbrechungsoptionen
- gründlich überarbeitetes, flüssiges Gameplay (auf den höheren Schwierigkeitsgraden sogar richtig fordernd)
- einzigartiger und origineller Soundtrack, der konsequent die Themen des Vorgängers aufgreift und in die düstere Stimmung des Nachfolgers einarbeitet
- abwechslungsreiche und stimmungsvolle Schauplätze
- die bislang beste Cast an (nicht)menschlichen Mitstreitern, die das Studio bislang hervorgebracht hat
- adrenalingeladenes, mitreißendes und entscheidungsträchtiges Finale mit viel Raum zu persönlichem Drama
- Verdichtung der eigentlichen Rollenspielelemente durch Rückbesinnung auf kleinere und größere Personalisierungsmöglichkeiten (Rüstung, Bilder, Bücher usw.)
Kontra
- die Nebenmissionen sind zum Teil sehr kurz geraten und beschäftigen zwischen 10 - 30 Minuten
- die eigentliche Mainstory wirkt im direkten Vergleich zum Angriff auf die Citadel-Station durch Saren Arterius und die Geth vergleichsweise "niedrig" angesetzt
- manche Schauplätze, die für Dialogquesten prädestiniert scheinen, wirken leer und wenig belebt (Citadel)
- das zum Erwerb von Upgrades notwendige Planetenscannen wird irgendwann zum notwendigen Übel. Mehr Upgrades für die Sensoren wären löblich gewesen
Mass Effect 2
