Bioware, Bioware, was soll ich nur mit Mass Effect 2 anfangen? Ihr habt mich doch mit Mass Effect in den Olymp des Rollenspiels, in den Himmel der Innovation, in die höchsten Ebenen der Technik und in das Paradies der perfekten Story geschickt.
Im Vergleich zu Mass Effect 1 kann der zweite Teil leider genauso wenig reißen wie ein Dreirad gegen einen Panzer.
Der Rollenspielanteil wurde drastisch zurückgeschraubt. Casualgamer könnten sich ja an qualitativ hochwertiger Charakterentwicklung und tiefgründiger Story & Dialogen schwer tun. Pro Klasse hat man nur noch 6 "Skilltrees" leveln, die Dialoge haben qualitativ stark abgebaut und beschränken sich teilweise nur noch auf ein "Das is so weil das so ist und jetzt mach das!" von dem NPC und einem "Lolz, ok!" von Shepard. Siehe hierzu der mit mit dem passenden Namen ausgestattete "Unbekannte". Man arbeitet für ihn und die Begründungen werden mehr schlecht als recht gegeben. Viel zu viel ist vorprogrammiert und lässt dem Spieler kaum mehr wirklichen Handlungsspielraum: "Jaa, ich will ja eigentlich überhaupt nicht für Cerberus arbeiten, aber ich machs irgendwie doch..."
Wo wir gerade bei den Dialogen sind: Hat man sich in ME1 noch über die schönen Bezeichnungen und Namen wie "Saren und Geth" gefreut, so ist es jetzt "Särren" und "Gääässs" mit ganz viel amerikanischem Rumgewaue, von dem übertriebenen und unpassenden Verhalten Shepards mal völlig abgesehen. Das ist nicht der Commander Shepard mehr, den ich in ME1 so sehr zu schätzen gelernt habe, sondern ein wild gestikulierendes Hip-Hopper-Kiddie, das kaum mehr als eine 5 Wörter umfassende syntaktische Struktur hervorbringt.
Die Story befasst sich zu ca. 80% mit dem Suchen neuer Gruppenmitglieder, die je nach Spielweise und Entscheidungen sowieso alle am Ende krepieren. Die eigentliche Story, wenn man von dem ständigen Rekrutieren mal absieht, lässt sich so zusammenfassen: "Lolz, da ist ne Kolonie verschwunden... Wer könnte das sein? Die ach so geheimnisvollen, gleich am Anfang erwähnten Kollektoren vielleicht? Hmm. Ja! Die waren es! Lolz! I saved you all!"
So, des weiteren gibt es kaum mehr unterschiedliche Waffen, geschweige denn Rüstungen. Interessante Nebenquests (Hauptquests eigentlich auch) gibt es genauso häufig wie Kalaschnikows auf einer Pazifistenversammlung.
Dennoch: Mass Effect hat seinen Reiz nicht gänzlich verloren. Noch immer bleibt die Motivation, das Spiel so oft durchzuspielen und alle Entscheidungen so zu treffen, dass man in dem hoffentlich besseren Nachfolger ME3 gleich so loslegen kann, wie man will.
Pro
- Tiefer kann Mass Effect nicht mehr sinken
Mass Effect 2
