Test: Death Stranding (Action-Adventure)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Release:
30.01.2024
30.01.2024
20.07.2020
08.11.2019
08.11.2019
Erhältlich: Digital (Epic Games Store), Einzelhandel
Erhältlich: Digital (PSN), Einzelhandel
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Spielinfo Bilder Videos
Ein Einstieg wie ein Erdbeben

All das erlebt ihr quasi im Einstieg dieses Spiels, der nach den vier kosmologischen Explosionen der Einleitung selbst wie ein fünftes Erdbeben wirkt. Er hat mich jedenfalls komplett verblüfft, erstaunt und neugierig in die Couch sinken lassen. Die erste Stunde Death Stranding gehört hinsichtlich der Regie und der präsentierten Science-Fiction zum Besten, was ich in meiner Zeit als Spielekritiker erlebt habe. Hier lassen nicht nur Kafka und Shelley grüßen, hier wird unsere Gesellschaft kritisch gespiegelt und die Zukunft auf so kreative Art verzerrt, dass einem dieser fiktive Strang fast glaubwürdig erscheint.

Egal ob schauspielerische Leistung, und zwar inklusive der filmreifen deutschen Sprecher, musikalische Untermalung, technische Visualisierung oder bizarre Weltkonzeption, in der das Futuristische und Dämonische aufeinandertreffen: das ist einfach ein ästhetischer Genuss. Hideo Kojima demonstriert zudem, dass er eine wesentlich bessere Balance aus Film und Spiel findet als noch in Zeiten von Metal Gear, denn man kann viel früher selbst mit Sam losziehen. Interaktion und Inszenierung samt bekannter Schauspieler wechseln harmonisch, mit einem deutlichen Fokus auf das Spiel.

Auf geht
Auf geht's!
Ich habe mich in den ersten Stunden so ähnlich gefühlt wie 1998 beim Spielen von Metal Gear Solid auf der PlayStation – das ist nicht nur der Codec mit seiner Ansprache, die an Colonel Campbell erinnert, da ist auch diese Neugier auf das Unentdeckte. Nicht weil Hideo Kojima da irgendeine bizarre Geschichte erzählt, sondern weil das Spiel als Ganzes, in seiner Art und Mechanik für eine besondere Anziehungskraft sorgt, für eine Art Sense of Wonder. Man will einfach wissen, was es verbirgt, weil man seine Funktionen nicht durchschaut. Es ist ein neues Spielzeug in einer Welt der tausend Spielzeuge.

Mit jedem Schritt mehr Spiel

So eine Leiter kann helfen.
So eine Leiter kann helfen.
Und jetzt müsste das Tragische beginnen: Eigentlich kann ein Spiel nach so einem Start auf lange Sicht nur schlechter werden, nur enttäuschen. Es ist immer relativ einfach zum Start auf die Pauke zu hauen, aber umso schwerer, das Niveau danach zu halten – vor allem, wenn man kein dreistündiges Storytelling-Experiment, sondern einen spielmechanischen Frankenstein von 60 bis 100 Stunden auf die Reise schickt. Aber jetzt folgt das eigentlich Faszinierende: Mit jedem Schritt, den Sam Porter Bridges weiter Richtung Pazifik wandert, so wie Lewis & Clark im Jahre 1804 durch eine gefährliche, meist menschenleere Terra incognita, macht dieses Abenteuer mehr Spaß.

Nicht als passive Metapher, nicht als narratives Experiment, sondern als komplettes Spiel, das bei all der Schwere des Themas, bei all seinen Horrortrips und Schocks, die einen wachrütteln, auch immer eine Hoffnung und ein Augenzwinkern parat hat: Gerade wurde man von schwarzen Händen fast in den Abgrund gerissen, dann marschiert ein Roboter singend mit seiner Fracht los – wie cool ist das? Der Spaß entsteht aber vor allem, weil Hideo Kojima nicht nur Story, sondern auch Erkundung, Kampf, Aufbau, Technologie, Schleichen, Taktik, Sammeln, Flucht, Täuschung, Physik, Akrobatik, Bosse, Routenplanung inszeniert – also ein Erlebnis in zig Facetten. Also rein ins Spiel!

Kommentare

Chibiterasu schrieb am
Stimmt sicher alles, ja.
Bei Horizon hat es mich halt leider öfter rausgerissen...
NotSo_Sunny schrieb am
Chibiterasu hat geschrieben: ?05.04.2022 20:33 Und sie nutzen ja die Horizon Engine, glaube ich. Wie können da die Gesichter und Mimik so viel besser sein als in Zero Dawn...?
Jo, Decima. Unabhängig von der Engine ist das aber glaube erstmal eine Frage von Zeit und Können. Ich hätte vermutet, dass man bei Horizon aufgrund der Menge an NPCs die Mimik oft automatisch erzeugt, ähnlich wie das Ubisoft glaube seit Origins macht.
Ansonsten vermute ich mal, dass Kojima und die die ihm von Konami gefolgt sind, auch mehr Erfahrung haben, weil MGS immer sehr Story/Cutscene lastig war.
Edit:
Auch sollte man vielleicht noch bedenken, dass DeathStranding mehr als zweieinhalb Jahre später erschien und Guerilla Kojima im Umgang mit der Engine unterstützt haben. Da wird man auch einfach auf gemachten Erfahrungen aufgebaut haben.
johndoe711686 schrieb am
Ein Nekromant! :D
Danke für deine Meinung, schon ein geiles und verwirrendes Spiel.
Diese Atmosphäre im white out auf dem Berg war extrem geil und auch die Szenen wo plötzlich Musik spielt, Gänsehaut. Und die Optik der Actor Capturing war der Wahnsinn.
Chibiterasu schrieb am
Ich hab das Spiel jetzt auch durch und es hat mir durchaus überraschend gut gefallen.
Ich bin kein Kojima Fan und auch in dem Spiel ist vereinzelt ziemlicher Quark drinnen, aber die Geschichte weiß schon zu unterhalten und zu fesseln. Die Inszenierung ist grandios, jede Route durch die Landschaft mit plötzlich einsetzender Musik ein Genuss.
Die fetten Kämpfe gegen diese Monster-BTs sind sehr wuchtig inszeniert. Hat mich richtig begeistert, wie dynamisch die teilweise in der Landschaft entstehen.
Die Schauspieler*innen machen großteils einen guten Job (im Uncanny Valley war ich auch am meisten bei Mama^^), die Dialoge fühlen sich natürlich an.
Die Landschaft ist sehr schön. Teilweise waren mir zu viele Felsen und zerklüftete Gesteine drinnen. Ist natürlich ein Gameplay-Element (Stolpern...), aber da haken dann auch die Fahrzeuge oft seltsam fest. Und optisch sieht das nicht so natürlich aus. Etwas repetitiv wurde die gesamte Welt auf Dauer schon.
Größte Überraschung ist sicher das Gameplay. Wie da immer neue Aspekte dazukommen und man eine Progression und zunehmende Stärke verspürt, hätte ich bei so einer Thematik wirklich nicht erwartet.
Wie geil ist denn bitte das Zippen entlang dieser Seilstränge?
Da nervt es dann doch sehr, wenn einem vieles davon aus Storygründen später wieder weggenommen wird (bzw. der Einsatz nicht möglich ist).
Trotz dieser Vielfalt im Gameplay habe ich es auf Dauer immer weniger genossen, die Pakete auszuliefern (zu Beginn habe ich die Nebenmissionen noch gemacht, später nur das Nötigste). Es war mir dann doch zu eintönig.
Gehalten hat mich dann wirklich die Geschichte.
Die hat auf jeden Fall Schwächen. Warum man den "wichtigsten Mensch der Welt" zunächst mal zu Fuß losschickt, ist hier wie vieles andere wohl unter "Videospiellogik" zusammen zu fassen.
Generell stört es mich auch, dass immer wieder über die Neuvernetzung der Welt gesprochen wird und es eigentlich nur um die USA geht. Von den Amis ist man diese egozentrische Sicht durchaus...
johndoe711686 schrieb am
Ich habs gestern beendet. Nur das Nötigste gemacht und auf sehr einfach gespielt. Die Story, die Welt, die Atmosphäre war Kojima typisch sehr gut. Die Schauspieler auch echt gut, obwohl ich ein paar Mal ziemlich im uncanny valley war, gerade bei Mama. Aber auch da sehr hochwertig für einen PS4 Port.
Mit dem Gameplay konnte ich leider nicht viel anfangen und habs deswegen gerusht, vor allem Kapitel 3 und 7 haben mich genervt. Und natürlich Episode 10...uff.
Aber am Ende fand ich es trotzdem ein klasse Kojima Spiel.
Noch einige Fragen zum Ende:
Spoiler
Show
1. Wer sind diese 5? "Personen" die an Sams Strand in der Luft schweben? Das Team?
2. Ich dachte lange, dass BB Sam selbst ist, aber am Ende dachte ich dann, dass Sam zwar ein BB war aus dem man was anderes gemacht hat, aber Lou dann einfach nur ein anderes BB war und die Flashbacks beim verbinden mit Lou, waren die von Sam selbst. Passt das so?
3. WTF is denn ne EE? Ein von Gott gesandtes Wesen? Gab es damals auch ne Dino EE? Apropos Dino, woher hatten sie die Farbfotos eines Dinos mit dieser Nabelschnur?
Hab das alles mit Typisch Kojima abgetan. :D
schrieb am