Der weite Weg in den Westen
In den ersten Stunden ist Sam vor allem auf eines angewiesen: seine Füße. Sie tragen ihn von A nach B. Er beginnt seine Odyssee an der Ostküste und kann weitere Orte dem digitalen Netzwerk der UCA hinzufügen, wenn er sie überzeugt - meist, indem er ihnen dringend benötigte Fracht liefert. Dann kann er die Station an einem Terminal mit dem Rest verbinden und man sieht auf der Karte der USA, wie langsam ein Wegenetz entsteht, bis ganze Regionen eingefärbt werden.
Die Steuerung in der Schultersicht ist sehr präzise, egal ob es um Sam oder später Motorräder sowie Trucks geht. Aber das Gamepad ist voll belegt, so dass man sich erstmal an alle möglichen Aktionen und Funktionen gewöhnen muss – selbst das Gedrückthalten der Options-Taste ist relevant, wenn man auf Konstruktionen zugreift. Das ist aber dank der sanften Lernkurve kein Problem. Und es ist im wahrsten Sinne des Wortes schön zu sehen, welche vielfältigen Bewegungsabläufe man ausführen kann: vom Sprühen mit Spray nach hinten auf den Rücken bis zum Werfen von Behältern mit physikalischem Schwung, vom leichten Sprung mit dem Truck oder dem Greifen nach einem Halt, wenn einen die Strömung mitreißt.
Hightech und Gadgets deluxe
Überall im Menü- sowie Art- und Spieldesign spürt man die DNA von Kojima Productions. Auch wenn Death Stranding ein komplett anderer Ansatz ist, löst sich dieses Studio nach der Trennung von Konami nicht komplett von seinen Wurzeln. Es ist übrigens eine schöne Parallelität zwischen Story und Studio, dass es in beiden auch um das Anknüpfen an Traditionen geht.
Aufgepasst: Flüsse haben unterschiedlich starke Strömungen.
Vieles erinnert in diesem Spiel an Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain. Da ist diese Hingabe für Hightech mit einem glasklaren Produktdesign, das in seinen Formen und Funktionen so überzeugend wirkt, dass man es gleich bei Amazon suchen will. Hinzu kommt die für die japanische Gesellschaft so typische Gleichzeitigkeit von Technologie und Übersinnlichem, die nicht nur in der Manga-Kultur, sondern viel tiefer im Shintoismus begründet liegt.
Aber auch akustisch gibt es nette Kleinigkeiten wie etwa die Wahl der Quelle, aus der BBs Stimme kommen soll – ihr könnt sie auch nur aus dem Gamepad erklingen lassen. Wenn es schreit, weil ihr gestürzt seid oder es einen Kampf gab, könnt ihr die Kapsel abnehmen und es beruhigen, indem ihr es hin und her bewegt. Der Vorteil: Je glücklicher es ist, desto besser wirkt es als Alarmanlage bei GDs.