Lesertest von E.d.V.
Nach einem Test auf Herz und Nieren folgt nun ein Test für Dragon Age: Origins.
Proklamiert als der geistige Nachfolger von BGII steckte sich DA ein hehreres Ziel. BGII machte damals eine herausragende Story, ein tiefgründiges Magiesystem und wunderschöne Landschaften aus. Die ?Forgotten Realms? waren ein Reich indem man sich verlieren konnte. Es war vielschichtig, magisch und geheimnisvoll.
Reden wir also nicht um den heißen Brei herum und benennen gleich was DA schlechter macht als BGII.
Die Welt Thedas in der DA spielt ist zwar erwachsen aber (noch) gesichtslos. Während des Spiels bekommt man die Geschichte mehr schlecht als recht in Journaleinträgen vermittelt. Als erster Teil in einer Reihe von Spielen hat man es eben nicht leicht. Es kommt während des Spielens einfach nicht das Gefühl auf wirklich in Ferelden zuhause zu sein.
Die Recken die sich um den Helden scharen sind zwar tiefgründig aber zu wenige an der Zahl. Standen in BGII einem noch zahllose Begleiter zur Verfügung sind es hier schmerzlich wenig und man kann kaum taktische Variationen erzielen. Außerdem sind 3 Begleiter in der Party zu wenige. 4 oder 5, mit vergleichsweise schwereren Kämpfen wären dir richtige Entscheidung gewesen.
Das Magiesystem ist zu minimalistisch, zu übersichtlich. Es sind zwar die üblichen Verdächtigen dabei (Feuerball, Hast ect.) aber es reicht einfach nicht um zu überzeugen. Klasse statt Masse (DA) ist eben nicht besser als Masse UND Klasse (BGII).
Es fehlt außerdem an einem Gegenspieler. Loghain wäre besser geeignet als Puppe eines intelligenten Erzdämonen, nicht als Hobbystratege der am Ende nicht einmal den Schneid besitzt zu sterben und sich am liebsten dem Helden anschließen mag. Zum großen Finale darf man dann den bösen Drachen erschlagen der einfach nur nach seiner Natur handelt und nicht einmal wirklich Böse ist. Wo steckt hier das Mastermind? Wo steckt Irenicus der an meinen Strippen zieht?
Die Locations welche man in DA zu Gesicht bekommt können der mittelmäßigen Grafik geschuldet nicht wirklich überzeugen. Sie sind zu weitläufig, zu austauschbar. Ellenlange Höhlensysteme , nur dazu konzipiert die Spielzeit zu strecken. BGII ging hier intelligenter vor. Die Locations waren kleiner, wurden dafür aber für mehrere Questreihen recycelt. Da es weniger gab und sie kleiner waren konnten sie ausgezeichnet differenziert und ausgearbeitet werden.
Dank der offenen Welt von DA fühlt man sich im Mittelteil des Spiels etwas allein gelassen. Man weiß nicht so recht wo man hinschlagen soll. Allerdings wird sich dieses Gefühl mit mehrmaligem durchspielen sicher geben, denn auch bei BGII war man zwangsläufig etwas orientierungslos als man zum ersten mal Atkathla betrat.
Alles in allem muss sich noch zeigen ob DA wirklich mit BGII mithalten kann. DA hat aber den Vorteil das es ständig weiterentwickelt werden wird und somit BGII früher oder später hinter sich lassen kann wenn man es konsequent ausbaut und verbessert. Aber im jetzigen Zustand siegt BGII.
Pro
- Noch eine kurze Erklärung hinterher. Zur Grundlage ziehe ich eine 'fiktive' Wertung von 90 heran die ich BGII geben würde. Auch wenn mein Text sehr negativ klingen mag, rechtfertigen die starken Pro-Punkte eine Wertung von 85. Das Spiel empfehle ich deshalb uneingeschränkt weiter, denn es hat mir 50 Stunden im ersten Durchlauf sehr viel Spaß gemacht!
- Ich will mit meinem Test nur ganz klar herausstreichen was ich von einem zukünftigen DAII erwarte. Denn BGI war auch nicht so gut wie BGII.
- überdurchschnittliche, sehr schöne Story
- taktische, nette Kämpfe
- Taktiken für alle Charaktere editierbar
- verschiedene Origins
- Crafting
- großer Umfang
- nette Kampfanimationen
- alternative Enden
- sehr gut ausgearbeitete Begleiter
- teilweise sehr gute Passagen, speziell die Brutmutter (Da kommt Abenteuerstimmung auf!)
Kontra
- mehr größere und längere Sidequests würden nicht schaden (kommen wohl als DLC)
- DLC
- teilweise Balancing Probleme
- nur begrenzte Zufallsbegegnungen
- Runensystem nicht wirklich durchdacht
- kein richtiger Gegenspieler
- viele Bereiche absichtlich gestreckt
- manchmal lange Laufzeiten (Speziell Wald und Unterreich)
- trotz angeblich moralisch grauer Story, ganz klare weiß/schwarze Entscheidungen
- Begleiter Vertrauen bei allen maximierbar (nicht entweder oder)
- zu wenige Begleiter (insgesamt und mitzunehmen)
- zuwenige Klassen
- zuwenige Zauber (bzw. Arten von Zaubern, BGII gab einem mehr Möglichkeiten auf das Spielgeschehen einzuwirken)
- mittelmäßige Grafik
- keine wirklich einzigartigen Gegenstände
- Fähigkeiten spielen zu kleine Rolle in Gesprächen
- GaxKang (Nicht lustig, nur peinlich!)
Dragon Age
